Gutes Interview mit Tim Wolff von der Titanic

Umso wichtiger in dieser Zeit des Irrsinns: Statt der Verzweiflung nachzugeben erst mal schööön lachen. Wer lacht, hat nicht aufgegeben. Lachen ist der Sieg über die Angst. Oder kann es zumindest sein, wenn der Witz nicht gerade schlecht war, weil er sich z.B. in ein reales Machtgefälle auf Seiten der Starken positioniert, wie das dann doch auch viele tun. Naja, das widerspricht dann wiederum komplett den Sätzen davor. Scheiß drauf! Wer schlechte Witze macht, wird erschlagen. Witze sind etwas Heiliges, darüber darf man nicht lachen.

Gutes Interview mit Tim Wolff, dem Chefredakteur der Titanic zur Satire mit dem Sport. Wenn auch die Überschrift nicht gut gewählt wurde. Darum wieder mal ein lebensnaher Tipp von FICKO für euch: Nicht nur die Überschriften lesen!

„In Ihrer Redaktion gibt es den Spruch „Beim Thema Hund, Auto und Fußball sind die Deutschen immer bereit, sich emotional zu engagieren“. Jetzt hatten wir den WM-Skandal beim DFB und die Abgasmanipulation bei VW – das müsste Ihnen ja in die Hände spielen?

Ja, aber bei beiden Themen herrscht ein ähnlicher Konsens in der Bevölkerung: Wenn es alle anderen machen, müssen wir es auch machen. Nur weil VW aufgeflogen ist, wollen die Deutschen nicht von ihrem VW lassen. Und eine WM kriegt man halt so. Außerdem war es doch auch schön . . . Das Problem aus Satirikersicht ist, dass du gar nicht so sehr provozieren kannst, weil die Provokation ja schon im Skandal steckt, und der reicht schon nicht aus, um die Leute aufzuregen. Gleichgültigkeit ist der Tod der Satire. Auch bei der Entscheidung gegen Olympia in Hamburg herrschte keine echte Aufregung. Das ist nicht wie G7. Da braucht man keine Krawalle oder Anschläge zu befürchten.

Wie geht man damit als Satiriker um? In den Satirenachrichten des „Postillon“ stand nach der Entscheidung: „Olympia-Befürworter randalieren mit Speeren, Degen und Fackeln“. Witzig, aber harmlos.

Ja, bei diesem Scherz wird Sport affirmiert als der Zirkus, der er ist. Wir neigen eher dazu, das mit anderen Themen zusammenzuschließen. Bei uns gab es vorher einen Titel „Hamburg aufgepasst! Tröglitz bewirbt sich für Olympia“ mit einer brennenden Fackel vor einem Asylbewerberheim. Wir wollten sagen: Dieses Land möchte sich also der Welt präsentieren, während gleichzeitig Flüchtlingsheime brennen. Sport funktioniert ja immer als das freundliche Gesicht eines Landes. Das als Maskerade zu begreifen und mit etwas kurzzuschließen, das das schöne Bild zerstört, ist satirisch immer reizvoll.“

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