FICKO wird neun und feiert – DJ Wixi in the house

Schon als wir 2012 noch in Mainz die Partyreihe NIDS (Nicht immer dieselbe Scheiße) gestartet haben, war Vicky regelmäßig beteiligt. Damals noch unter dem Namen HeyHeyWiki, spitzte sie die Lippen und luscherte spitzbübisch hinter den Decks hervor. Mittlerweile heißt sie einfach mal DJ Wixi und legt in den hottesten Venues auf, saudische Prinzen, südamerikanische Medienmogul_innen und südostasiatische Piratenqueens wollen sie. Weil sie das aber nur so bisschen als Hobby macht, kommt sie nur zu den ganz wichtigen Terminen (MORGEN!) aus dem Fotolabor und wirft die Hits aufs Band. Ansonsten ist Frau Jung sehr vielseitig interessiert, aber eher visuell unterwegs. Darum gibt es auch kein Gespräch, sondern ein paar Fotos mit Geschichten.

 


Fotos von der ersten NIDS im Klübükeller in Mainz vor sechs Jahren. David isst einen Apfel beim Auflegen.


Letztes Jahr war ich in Marokko. Nach dem Transport im Billigflieger wurde ich mit vielen anderen mir ähnelnden Rucksackreisenden an den Flughafen gespült. Ella und die anderen würden erst ein paar Tage später in Tangier ankommen, um mich abzuholen. Das war mein erstes Mal in einem arabischen Land und ja, das hat mich etwas eingeschüchtert und ich war womöglich etwas ängstlicher als an anderen Urlaubszielen bisher. Ich liebe Dinge, die anders sind. Und trotzdem verunsichern sie erst einmal, wenn sie neu sind. Ich glaube, man darf das nur nicht als etwas Schlechtes sehen. Um deshalb ein bisschen was zu wagen und auszuprobieren, habe ich Jungs, die mich angesprochen haben und als Fremdenführer fungieren wollten, nicht die kalte Schulter gezeigt, wie man das sonst so macht. Im Nachhinein denkt ein kleiner Teil von mir schon manchmal an hätte hätte Fahrradkette, sehr viel passieren können. Mädchen; allein; kennt sich nicht aus; trinkt Sachen, die ihr gebracht werden, diese Geschichten. Aber tatsächlich waren diese Begegnungen sehr, sehr nett und sehr harmlos. Mohamed hatte das gleiche Handy wie ich, ein älteres Nokia, in grau. Meins war vorne pink und hinten rot, weil ich die hintere Hülle schon mal mit Lotti getauscht hatte. Jetzt habe ich vorne pink und hinten grau.


Ich liebe das Serendipitäts-Prinzip. Mit offenen Augen sein und etwas finden, was man nicht gesucht hat. Deshalb arbeite ich gerade an einem Projekt über ein Cosplay/Anime-Event hier in Dortmund. Ich wusste bisher nicht viel darüber und  hatte mich eigentlich auch nicht besonders dafür interessiert, aber als ich versehentlich dort war, wurde ich überwältigt: Das Ausweiten der eigenen Identität, Experimentieren mit unterschiedlichen Formen von Sexualität, ein spezieller Humor, sehr viel Körperlichkeit.


Es ist leicht, Leute, die etwas tun, was von der Gesellschaft als befremdlich kategorisiert wurde, zu verurteilen oder bloßzustellen und das auch so zu fotografieren. Das wäre das Letzte, was ich wollen würde. Mein Lehrer Wolfgang Zurborn meinte im Gespräch am Montag, dass es eigentlich total interessant ist, wie man denkt, draußen wäre man authentisch und man selbst, aber eigentlich ist man meistens total runtergebrochen auf das, was man im Spiegel der Gesellschaft draußen sein darf, um noch der Norm zu entsprechen. Super langweilig eigentlich.


Mich interessieren oft Dinge, die ambivalent sind. Das hat mich auch so an den Trap-Partys in Konstanz gereizt, die ich ein Jahr lang fotografiert habe.

Das Pendeln zwischen zwei Polen:
authentisch – inszeniert; stark sein – verletzlich sein; urban – dörflich; untypisch – klischeehaft; ekstatisch – melancholisch

Das Zine, was ich daraus gemacht habe, kann man hier sehen:
http://www.victoriajung.de/zine.html

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