POST VON RODINGER – Die Wachpolizei

Liebe Wachpolizei,

es kommt mir wie gestern vor. Meine Bewerbung auf eine Ausbildungsstelle als Wachpolizist. In drei Monaten zum WaPo. Ballern für lau, mal richtig was lernen, echten Korpsgeist erfahren. Mal so richtig reinschnuppern in Deinen Schoß, aus dem die sächsischen Elite-Sheriffs gekrochen kommen. Es war mein Traum.
Doch ich war zu blind.

Ja, wirklich. Meine Ergebnisse in der Aufnahmeprüfung waren super. Mit 113 von 130 Punkten wolltest Du mich schon direkt dem Höheren Dienst anempfehlen. Doch meine Sehschwäche (links -6.00) war zu groß, als dass ich bei Dir hätte mitmachen können. Spalier stehen auf’m Kasernenhof in Bautzen. Im Schießkeller vorbereiten auf den Einsatz vorm Heim. Leider ohne mich.

Die geneigte Leserin mag sich fragen: Wachpolizei – aber warum? Ich frage zurück: Warum nicht! Bei Dir warteten Ruhm und Ehre, eine dicke Portion verordneter Disziplin und echte Action. Außerdem kann man sich viel besser über Dich auslassen, wenn man die Stimmung mit eigenen Händen eingefangen hat. Du sollst ja ein dolles Kollegium haben. Und das will Action, so wie ich.

Nun lässt Du Dir selber ins Bein schießen. Ich bin froh. Froh, dass Du mich nicht genommen hast, weil ich auf dem linken Auge blind bin.

Wünsch‘ Dir Gute Besserung!

herzlichst
Thomas Rodinger

Tom Rodig reinkarniert von Zeit zu Zeit zum literarischen Rächer der Regierten, jenen vergessenen Seelen, die im failed federal state Saxony unter sächsischer Knute darben. Sein Mr. Hyde heißt Thomas Rodinger und wird gern mal laut.

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