Liebe Knusperflocken,
früher hab ich euch geliebt. Mein Schachlehrer Herr Göbel hat uns euch immer zur Belohnung geschenkt. Ihr kleinen, braunen Kackehäufchen… von euch geht mir das Härze off. Irgendwo in euch ist ein Stück braune ‚Heimat‘. Letztens erst, wurd’s mir klar.
Jetzt kann ich verstehen, warum ein weißer Muskel-Deutscher euch kaufen will. Wie neulich nachts. An der Araltanke. „Einä Paggung Gnusborfloggn, bidde!“ Bitte? Knusperflocken?! Trinken Herren wie er um die Zeit nicht lieber Bier? Seine Antwort kommt, bevor ich fragen kann: „Keine Alkohol, keine Drogen, Sieg Heil! Sieg Heil! Sieg Heil!“ Und da frag ich mich. Ich frag mich, wie Kurt Tucholsky: „Ja, darf der denn das?“; ich frag mich, wie Timo Tasche: „Warum?“; ich frag mich, wie Marshall Arthur Harris: „Dresden – oder doch lieber Leipzig?“
Wir leben nämlich immernoch in einem Rechtsstaat! Sie müssen wissen: In Sachsen gibt’s jetzt Internet und da hat die Polizei auch eine Immobilie zu stehen – die sächsische Onlinewache! Ich flugs hingesurft, Strafanzeige gestellt, den Typen wegen §86a StGB rankriegen. Ist nämlich strafbar „Sieg Heil“ zu sagen. Auch ohne Arm oben.
Also – Anzeige ist raus! Bringt aber nix. Sächsische Polizei ist langsam wie eh und je. Ein gewisser Beamter ‚Silvio B.‘ (kein Künstlername) kommt mit Mailslesen nicht nach: stolze 16 Tage Reaktionszeit! Die Ermittlungen laufen ins Leere, denn die Videoaufnahmen der Tanke sind längst gelöscht. Anklage wegen ‚Täter unbekannt‘ eingestellt. Eine bodenlose Frechheit!
Wir alle sind sehr enttäuscht und überlegen uns wirklich weniger Knusperflocken, dafür mehr Schusswaffen zu kaufen. Wir finden sicher einen Reichsbürgerklub, der Waffen hat. In Sachsen gibt’s schließlich laut Sachsen-VS ungefähr einen bis vier Millionen Reichsbürger! Also, Knusperflocken: Distanziert Euch von den Taten Eurer Klientel oder wir nehmen das Gesetz in die eigene Hand.
Härzlischst vorplaipt,
Euer Thomas Rodinger