Diesen Spezial-K habe ich 2005 auf dem legendären Unspoken Words Festival in Erlangen zum ersten Mal getroffen. Mal so wirklich gesprochen haben wir aber auch erst ein Jahr später, als es zu einem Festival nach Rennes ging. Ein ganzer Bus voller politisierter HipHop-Fans und selbst aktiven Gsichtsgedullahs aller Art. Mei war des schee. Aber genug in der Vergangenheit geschwolgen, jetzt ist jetzt und da steht am Freitag eine große FICKO-Party an, auf der der ausgewiesene Kenner von fränkischen Lebensweisheiten als DJ ein paar Hits aus der Hüfte ballern wird. Aus diesem Anlass ein kleines Gespräch.
Späschi WAS GEHT!?!? Wieso rappst du nicht, was soll das? Kotzt dich Rap an? Hast du Beef?
Hallo ihr FICKOs (hehe). Ich rap momentan eigentlich sogar ziemlich viel – war in den letzten Wochen in ganz Deutschland unterwegs. Neue Tracks sind auch in der Pipeline. Ich glaub diesmal hast du mich garnich gefragt, ob ich rappen will, oder? Beef hab ich kaum, bin mehr so vegetarisch unterwegs. Ich bin immer noch großer Musikfan und genieß es einfach, für kurze Zeit in (m)einen Film einzutauchen – laut die Mucke zu pumpen, die mir was bedeutet. Geil einfach.
Ok, stimmt. Ja, es soll nicht noch gerappt werden, ist nur noch mehr Orgastress. Ich habe gerade überlegt, wieso man das Abtauchen in Musik eigentlich genießt. Was ist für dich daran schön? Was unterscheidet die Musik von der Nichtmusik?
Naja, ich denke Musik nimmt mich einfach mit in ein Gefühl, einen Vibe von jemand anderem. Wie ein gutes Buch, ein Film, so etwas. Man kann abschalten, kriegt neue Sichtweisen oder kann sich auch vorzüglich darüber aufregen. Musik ist Kommunikation und dieses ganze HipHop-Ding war für mich immer dasselbe. Das Medium ist dabei eigentlich gar nicht so wichtig. Ich feier’s einfach, wenn Menschen sich ausdrücken und sich gegenseitig in ihre Lebenswelten entführen.
Und was regt dich dann auf? Also weil du auch davon gesprochen hast, dass das auch schön sein kann.
War nur so ein Gedanke. Ich spiel natürlich Musik, „die mir taugt“. Mir ist jedenfalls wichtig, dass Musik, und gerade so eine wortlastige wie Rap, auch diskutierbar ist, dass man sein Hirn dabei laufen hat. Wir leben in einer Zeit, wo Menschen nur noch in ihrer eigenen Blase leben und per Knopfdruck ordern, was auf sie vermeintlich zugeschnitten ist. Da genieße ich einfach, wenn ich auf einer arty bin, wo etwas läuft, was ich jetzt vielleicht noch nicht kenne. Ein verrücktes Gitarrensample, ein guter Breakbeat, ein guter Satz, der mich zum Nachdenken bringt… Alles HipHop für mich. Culture-jamming, Querverweise…
Na, ich glaub schon, dass es dir auch ein bisschen Spaß macht, dich aufzuregen . Daher wollte ich da nachhaken, was dich denn z.B. ärgert. Was würdest du bei Rap ändern, wenn du das einfach mal entscheiden könntest? Oder was am Auflegen. Was hat dich zuletzt richtig genervt?
Klaro. Auf-, Ab- und Erregen sind schon bisschen meine Hobbys auch. Wenigstens reg ich mich noch irgendwie. Viele Leute haben halt auch eine ganz krasse Konsumhaltung und verwechseln eine Party, wo jemand eine musikalische Reise durchzieht, mit einem Musikstream-Dienst. So ein „ey spiel mal…“ find ich richtig respektlos und hängengeblieben zum Beispiel. Mein HipHop soll diese selbstgefälligen Barrieren und Bühnenhierarchien einreißen und Leuten Mut machen, es auch einfach zu probieren. Und das ist eigentlich auch mein Anspruch an Politik. Lasst nicht nur immer die selbsternannten Expert*innen labern, sondern macht euch selbst Gedanken, bringt euch ein.
Aber an dem Punkt, sich sowas zu trauen, sind ja auch nicht alle. Wie war das bei dir? Hattest du schon immer dein Selbstbewusstsein oder wie kann es dazu? Wie schaffen wir es, dass noch mehr Leute mitmachen wollen und sich auch trauen?
Nee, ich war in meiner Kndheit nicht besonders selbstbewusst, glaub ich. Ich hatte jedoch schon früh Leute um mich, die ziemlich offen Kunst gemacht haben. Und da ich schon immer musikinteressiert war, hatte ich auch schon sehr früh „Vorbilder“, die mir gezeigt haben, wie cool es ist, einfach seine Gefühle auszudrücken. Und das versuch ich eben weiterzugeben: Das leben ist ein Aushandlungsprozess und es ist wichtig, dass jede*r sich einbringt. Ich mach mich angreifbar mit meinen Texten, meiner Kunst, meinem HipHop und versuche mein Wissen, meine Bühnen und meinen Space zu teilen, indem ich eben versuche möglichst wenig diesen „fuck all ya“-Modus von vielen im HipHop zu reproduzieren.