Irgendwann in der zweiten Jahreshälfte 2010 kam mein Freund Vitja mit der Idee an, eine Aktion zur Stellung der Kirche in Deutschland zu machen. Er hatte mit seinem Freund Basti über polyamoröse Massenhochzeiten herumgesponnen, sie kamen darüber dann darauf, dass es ja auch andere Gruppenevents geben könnte und wieso eigentlich bei solchen Lebensentscheidungen überall die Kirche dabei sein soll. Und weil wir beide es bisher immer noch verbaselt hatten, auszutreten, war die Idee schnell bei der Hand, diesen Austritt am besten gleich feierlich zu begehen und noch mehr Leuten nahezulegen. Wir kontaktierten die Giordano-Bruno-Stiftung bzw. ihre Rheinhessen/Mainz-Gruppe, die auch ziemlich schnell überzeugt war und legten als Bündnis los. Eine Website entstand, es wurde geflyert und plakatiert und schlussendlich zeigt unser Video, wie es beim Austritt 2011 in Mainz aussah. Von Wiesbaden, wo auch Leute austraten, gibt es leider kein Video, von Mainz hier aber noch Bilder. Ich habe in einem Interview mit Radio Dreyeckland unsere bzw. meine Position erläutert. Al-Jazeera war auch mit einem Kamerateam da, wir konnten den Beitrag dann aber nicht finden.
Wie das immer so ist mit den Bündnissen, da kommen viele verschiedene Leute zusammen, die dann auch folgerichtig unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Einstellungen sind. Das heißt, dass es ein paar grundsätzliche Übereinstimmungen gab, was die Rolle der Kirche in dieser Gesellschaft angeht (viel zu mächtig), wie stark religiöse Wünsche einzelner der ganzen Gesellschaft aufgestülpt werden dürfen (gar nicht) usw. Die FICKO-Position damals war jedoch nicht primär gegen Religion an sich. Auch wenn wir alle damit gar nichts am Hut hatten bzw. haben, ist auch diese Entscheidung natürlich allen Menschen selbst überlassen. Wer beten will, soll beten. Das heißt nicht, dass nicht auch sehr scharfe Religionskritik prinzipiell sinnvoll und heutzutage auch wieder vonnöten ist. Aber Gutmenschlichkeit heißt eben auch, die Leute machen zu lassen, solange sie nicht anderen schaden. Religiöse Menschen müssen eben damit klarkommen, dass nicht alle den Glauben an die Wichtigkeit ihrer Götter teilen und es dementsprechend sinnvoll ist, Religion in der Privatsphäre zu halten statt sie allen aufzudrücken.