Was unter anderem das Problem mit dem FPÖ-Bundespräsidenten Hofer wäre, der sich in wenigen Wochen mit Alexander Van der Bellen der Stichwahl stellt, hat Alexander Pollak hier erklärt. Wer nicht so in der österreichischen Politik bewandert ist, sollte das lesen. Wer insgesamt an Politik interessiert ist, sollte das lesen. Wer ein Interesse an der Zukunft der Menschheit hat, sollte das lesen. Ihr merkt, worauf ich hinauswill.
„Vielleicht habt ihr ja ein paar Minuten Zeit. Mir ist nämlich aufgefallen, dass viele nicht verstehen, warum ein Bundespräsident Hofer große Sorge macht. Warum wird jemand, der so freundlich und sanft auftritt, als negativer Dammbruch empfunden? Ich will versuchen, es anhand einiger Punkte kurz zu erklären. Bin auf Eure interessanten Rückmeldungen gespannt:
– Zuallererst einmal ist es nicht egal, wer Bundespräsident wird. Der österreichische Bundespräsident hält nicht nur Fernsehansprachen. Er vertritt Österreich nach innen und nach außen. Und er hat viel weitreichendere Befugnisse als viele ahnen. Er kann, wenn er das will, die österreichische Demokratie für einige Zeit lahm legen. Ein einmal gewählter Bundespräsident ist für die Dauer von 6 Jahren nahezu unabsetzbar.
– Norbert Hofer ist Ehrenmitglied einer deutschnationalen schlagenden Burschenschaft. Er steht seinen Burschenschafterkameraden in der Pflicht. Er wäre somit als Bundespräsident Türöffner für Männerbünde, die oftmals ein sehr problematisches Weltbild pflegen. Nicht nur schließen diese Bünde Frauen aus. Sie treten oft auch für eine radikale Trennung von Menschen entlang von Herkunft, Hautfarbe und Religionszugehörigkeit ein. Unter Hofer würden sich die Vertreter schlagender Verbindungen nicht mehr nur einmal im Jahr am so genannten „Akademikerball“ die Klinke der Hofburg in die Hand geben, sondern sie wären permanent in der Hofburg vertreten,
– Der FPÖ-Kandidat bewegt sich seit vielen Jahren tagtäglich in einem Umfeld, in dem Rassismus salonfähig ist. Seine Parteifreunde unterstützen mittels Inseratschaltungen Magazine, in denen unverhohlen über eine „Judaisierung der Welt“ philosophiert und vor „Rassenmischung“ gewarnt wird. In solchen Magazinen wird von der FPÖ auch für Hofer geworben.
– Hofer ist darüber hinaus eng verbunden mit Personen wie etwa Johann Gudenus, die Europa als „die Wiege der Weißen“ bezeichnen und die Forderung nach einem „Bekenntnis dazu, dass Europa ‚weiß’ ist“ erheben. Die Sorge, dass Hofer alles dafür tun wird, um Leute wie Gudenus in Machtpositionen zu bringen, ist nicht unbegründet.
– Hofer steht darüber hinaus für eine Wiederkehr des Nationalismus in Europa. Dass die Europäische Union sehr viele Schwachpunkte hat, ist unbestritten. Eines hat die Union jedoch geschafft, und das sollte nicht zu gering geschätzt werden: Seit Jahrzehnten wurde kein Krieg mehr unter den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union geführt. Das hat es davor in Europa noch nie gegeben. Noch nie. Ein Bundespräsident, der die Europäische Union sprengen und durch radikalen Nationalismus ersetzen will, könnte Wegbereiter zu einer Rückkehr der Kriege sein.
– Österreich ist heute nur deshalb eine Demokratie und ein Land, in dem es Freiheiten gibt, weil die Nazis besiegt wurden. Es ist absolut unverständlich und höchst befremdlich, dass sich Hofer auf eine konkrete Nachfrage weigerte, den Tag der Kapitulation der Nazis als Tag der Freude zu bezeichnen. Das offenbart ein mehr als eigenartiges Verhältnis zur Geschichte und zu einem Österreich der Demokratie, der Freiheit und der Menschenrechte.
Das freundliche Auftreten und die sanfte Stimme von Norbert Hofer wurden vielfach positiv aufgenommen. Am Ende des Tages geht es jedoch nicht um eine Casting-Show für das freundlichste Auftreten, sondern um die Besetzung einer politischen Machtposition – mit weit reichenden Konsequenzen.
Die Antwort auf eine schwache Bundesregierung sollte meiner Ansicht nach kein Dammbruch in Richtung deutschnationaler Männerbünde, gesellschaftlicher Spaltung und radikalem Nationalismus sein.
Es genügt, der Regierung einen besonnenen, erfahrenden und in Volkswirtschaftsfragen kompetenten Mann vor die Nase zu setzen, der nicht aus ihren Reihen kommt.“