Bill Ayers‘ Podiumsdiskussion in Mainz

Vor ein paar Wochen war Bill Ayers im Rahmen der Veröffentlichung seiner Autobiografie auf Deutsch beim Ventil Verlag in Zusammenarbeit mit quiet, einem schweizer Netzwerk, das bisher hauptsächlich HipHopartige Musik herausbrachte, auf Europatour und auch in Mainz. Er war in den 60er/70ern Teil vom Weather Underground, einer Gruppe, die aus der Studentenbewegung und den Protesten gegen den Vietnamkrieg entstand. Sie zündeten Bomben im Pentagon, im Kapitol und an anderen Stellen, ohne je eine Person zu verletzen (es wurde immer vorgewarnt), befreiten den LSD-Philosophen Timothy Leary aus dem Gefängnis und wurden nie gefasst, auch wenn das FBI recht erpicht war. Als sie sich in den 70ern nach und nach stellten, kam es nie zu einer Gerichtsverhandlung, weil die auf sie angesetzten Agenten in der Regel mindestens genauso viele Gesetze gebrochen hatten wie die, die sie jagen wollten.

Bill Ayers war übrigens derjenige, der wegen seiner Bekanntschaft mit Obama bei dessen Wahlkampf, von Intellektuellen wie Sarah Palin als „Terrorist“ bezeichnet wurde, was Obama natürlich in Bedrängnis brachte.

Weil mir auch gar nicht so komplett bewusst war, was damals in den USA eigentlich so abging und um die Aktionen vom Weather Underground, z. B. seine Gründung 1969, in den Kontext zu rücken, hier noch ein paar sehr kurzgefasste Informationen, die auch im Dokumentarfilm „The Weather Underground“, der vor der Diskussion lief – eine Suchmaschine findet den Film auch recht schnell – gezeigt wurden:

1. Die Bürgerrechtsbewegung der Schwarzen wurde, nun ja, bekämpft. Malcolm X wurde ´65 ermordet, Martin Luther King, der sich in offener Gegnerschaft zum FBI befand, wurde ´68 ermordet, wonach es in über 100 Städten zu sehr großen Aufständen kam, bei denen 39 Menschen umkamen.

2. Im Krieg in Vietnam starben pro Woche 2000 Vietnamesen. Je gewalttätiger der Krieg wurde, umso größer wurden die Proteste.

3. Robert Kennedy, der demokratische Präsidentschaftskandidat und Hoffnungsträger, wurde ermordet.

„Riots of 1968“ zeigt das auch ganz anschaulich.

Nach der Vorführung des Dokumentarfilms wurde die Podiumsdiskussion eröffnet, die ihr hiermit sehen könnt. Auch hier ging es mal wieder um Gutmenschlichkeit, Weltverbesserung und sowas. Ob die Menschen nicht „einfach so sind“, ob sich etwas zum Besseren wendet und wie man das erreichen kann. Wie überhaupt Bill Ayers (ohne FICKO zu kennen!) sehr gutmenschlich erschien. Kein verbitterter Rumheuler, der einem erzählt, wie politisch sie doch früher waren, sondern ein sehr warmherziger, humorvoller, offener, angenehmer Mensch. Sehr fickoös!

Be first to comment