FICKOlicious – wie eine schlechte Sache zu einer sehr, sehr guten wurde

Der ein oder andere hat vielleicht mitbekommen, dass am Neujahrsmorgen ein aufgelöstes, angetrunkenes Mädel inmitten eines Meeres aus pinken Bonschnipseln in der FICKO-Garderobe (oder dem, was davon übrig war) stand und hyperventilierend über den Verlust ihrer Jacke und ihres Schals schluchzte. Das war ich.

Dabei hatte alles so gut angefangen. Bis zum 30. Dezember war ich, aufgrund diverser schlechter Neujahrserfahrungen, standhaft geblieben: dieses Jahr, so der Vorsatz, würde ich Silvester, wenn überhaupt, im kleinen Rahmen feiern, um kurz nach 12 präventiv ins Bett gehen und so möglichen Katastrophen wie Unfällen, Missverständnissen oder Enttäuschungen erst gar keine Möglichkeit zur Entfaltung zu geben.

Letztendlich war ich doch auf zwei Partys in zwei Städten, wurde auf der ersten von Marx-begeisterten Sinologiestudenten am Raclettetisch bedrängt, saß anschließend noch zwei Stunden in der Bahn um nach Mainz zu kommen, und ließ den Abend auf der FICKO-Party zähneklappernd und Gin Tonic-schlürfend unter der Wärmelampe ausklingen, weil ich meine Jacke in besagter Garderobe abgegeben hatte. Blöde Inkonsequenz.

Das Garderobendebakel war also nur noch das i-Tüpfelchen meines bescheidenen Abends. An alle Taxifahrer, die mich dank Minirock und Stiefeln in Kombination mit geborgtem Ledermantel mit Pelzrevers für eine Prostituierte hielten: euer Nicht-Anhalten mit Hupbegleitung hat meine Laune auf dem arschkalten, einstündigen Heimweg nicht gerade gehoben.

Um so ätzender Neujahr, umso besser das neue Jahr. Es wurde alles gut: nach Ausnüchterung merkte wohl auch jene Unbekannte, dass sie in Besitz einer (meiner!) fremden Jacke war und gab sie zurück (von meinem Schal fehlt leider noch immer jede Spur). Die Gutmenschen von FICKO organisierten die Wiedervereinigung und luden mich zu einem Entschädigungsessen an einem wunderbaren Abend in einer holzgetäfelten WG-Küche der Mainzer Neustadt ein.

Selten habe ich, innerhalb von fünf Stunden, soviel Fantastisches gegessen, soviel Ouzo getrunken und in so angenehmer Stimmung an einem Tisch mit 16- und 36-Jährigen (wenn ich hier jemanden älter mache als er ist, tut’s mir Leid) über Gott und den Zustand des deutschen Hip Hop diskutiert. Mein Star des Abends: der griechische Koch und Hobby-Rapper Marko. Er konnte zwar kein Griechisch, aber kochen dafür umso besser. Von knusprigen Zucchinitalern (für das Rezept würde ich übrigens über Leichen gehen) über Hühner-Zitronen-Suppe mit Eischaum, zu gefüllten Paprika mit gebratenem Kräutergemüse, selbstgemachten Tagliatelle an Rosmarin-Ragout, zu einem grandiosen Abschluss gebracht durch eine Milchreis-ähnliche Nachspeise mit Granatapfelkernen und filetierten Orangen – BRAVO kann ich da nur sagen. Auch für die kleine Rap-Einlage am Herd.

Deswegen möchte ich danken und zwar all jenen, die die Jacken-Besitzer-Reunion und das Entschädigungsessen organisiert und für die mehr als angenehme Stimmung gesorgt haben. Vor allem aber danke ich der betrunkenen Dame, die meine Jacke für die ihre hielt (gutmenschliche Unterstellung) und mir dadurch diesen fabelhaften Abend ermöglicht hat. Den Schal hätte ich auch behalten :).

[Gastbeitrag von Sarah. Dankeschön!]

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